Mitwirkende
Theater in Grefrath
Mary Poppins
(7. 8. & 9. Dezember 2018, AMH Grefrath-Oedt)
(7. 8. & 9. Dezember 2018, AMH Grefrath-Oedt)
Mitwirkende
Wahre Beifallstürme erntete das Grefrather Jugendtheater mit seiner Aufführung des bekannten Musicals.
Mehrere begeisternde Aufführungen des bekannten Musicals „Mary Poppins“ bot das Grefrather Jugendtheater am Wochenende.
Von Bianca Treffer | Foto: Wolfgang Kaiser
Langsam schiebt sich der Vorhang der Bühne in der Oedter Albert-Mooren-Halle zur Seite und gibt den Blick auf eine abendliche Stadtsilhouette frei. Der Halbmond steht riesengroß über dem Szenario und die Menschen, die völlig regungslos auf der Bühne stehen, sehen im ersten Moment wie ein Scherenschnitt aus. Dann aber kommt Leben in sie. Die erste Figur löst sich aus der Gruppe. „Der Wind dreht nach Osten. Nebel kommt auf“, ist die Stimme von Moritz Delschen zu hören, der den Schornsteinfeger Bert verkörpert. Mit diesem bekannten Musicalsong – live gesungen – beginnt die Geschichte des wohl berühmtesten Kindermädchens der Welt: Mary Poppins. Die Story ist bekannt, doch so dynamisch und voller Schwung wie sie das Grefrather Jugendtheater jetzt aufführte, präsentiert sich Mary Poppins wohl selten. Vom ersten Moment an begeistert das Jugendtheater mit seiner Darstellung und dem Live-Gesang.
Dass sich auf der Bühne 27 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen elf und 23 Jahren befinden, ist schnell vergessen. Die Professionalität, mit der jedes Mitglied des Grefrather Jugendtheaters spielt, ist nahezu unfassbar. Was unter der Regie von Magdalena Bartkowiak und ihrem Co-Regisseur Julian Göbel in monatelanger Arbeit entstanden ist, beeindruckt die Zuschauer schon sehr.
Fantastische Kostüme sind zu sehen und ein Bühnenbild, das modernste Technik nutzt. Dank LED-Wand wechseln die Hintergründe des Bühnenbildes blitzschnell. Eben ist es noch die Außenansicht vom Haus der Familie Banks am Kirschbaumweg 17, Sekunden später findet sich der Besucher im Wohnzimmer vor dem knisternden Kamin und der großen Bücherwand wieder. Unterstützt von Requisiten wie einem Sessel und einem Schreibtisch samt Stuhl oder einer begehbaren Treppe ins Obergeschoss ist die Wohnzimmer-Illusion perfekt.
Niedliche Szenen gibt es im Kinderzimmer von Jane (Caroline van de Sandt) und Michael (Moritz Maier), die voller Erstaunen beobachten, wie Mary Poppins aus ihrer kleinen Taschen Dinge wie einen großen Hutständer, Pflanzen und das berühmte Maßband herauszieht, mit dem sie weniger die äußere Größe der Kinder misst, als vielmehr deren Charaktereigenschaften. Dann gibt es einen Mr. Banks (Julian Göbel), der voll und ganz den Banker spielt. Er hat wenig mit dem Haushalt der eigenen Familie am Hut. Ihm geht es vielmehr darum, dass alles präzise wie ein Uhrwerk läuft. Ihm gegenüber steht eine Mrs. Banks (Elisa Schwirtz), die einlenkt, aber ansonsten auch etwas konfus ist. Zauberhafte Parkszenen und herrliche Momente, als Mr. Banks für seinen Arbeitseinsatz ausstaffiert wird, wobei er aus Versehen den weißen Rüschenschirm seiner Frau unter den Arm geklemmt bekommt und das Kehrblech in seiner Hand gegen die Aktentasche ausgetauscht wird.
Songs wie „Chim Chim Cheree“ oder „Supercalifragilisticexpialigetisch“ nehmen die Besucher mit in eine Welt voller Magie und Fantasie. Einer der Höhepunkte der Aufführung ist die Szene, als Mary Poppins – hervorragend dargestellt von Jasmin Dryen – über die Londoner Dächer fliegt. Das Publikum staunt sehr, als sich die zauberhafte Nanny fliegend über die Bühne der Albert-Mooren-Halle bewegt. Ein ebenfalls unvergesslicher Moment ist die Stepp-Einlage auf der Bühne. Wirbelnde Beine, das Knallen der Schuhe auf dem Boden – es ist ein Rhythmus, der in die Beine fährt.
Alles in allem übertrafen die jungen Darsteller alle Erwartungen des Publikums. Sie waren nur eins und zwar „Supercalifragilisticexpialigetisch“ gut. Schon jetzt kann man gespannt sein, was das Grefrather Jugendtheater im kommenden Jahr auf die Bühne bringen wird.
Das Grefrather Jugendtheater begeistert mit drei gelungenen Vorstellungen das Publikum im ausverkauften Saal.
Eine heitere Gesellschaft: Die Kinder Michael (2. v. r.) und Jane (links) alias Moritz und Caroline treffen im Park mit Mary (Jasmin Druyen) auf Schornsteinfeger Bert (Moritz Delschen).
Von Lisa Krause | Foto: Reimann, Friedhelm (rei)
Superkalifragilisticexpialigetisch – diesen Zungenbrecher beherrschen seit dem Wochenende wohl nicht nur alle 26 Darsteller des Grefrather Jugendtheaters, sondern auch die Zuschauer fehlerfrei. Drei Vorstellungen von „Mary Poppins“ gab die Gruppe um Magdalena Bartkowiak, drei Mal war die Albert-Mooren-Halle ausverkauft. Verdientermaßen, denn was die Jugendlichen im Alter zwischen elf und 23 Jahren den Zuschauern boten, waren nicht nur tolle Schauspielkünste, sondern auch erstklassiger Live-Gesang, komplizierte Choreographien mit Stepp-Elementen und sogar ein wenig Magie. Wer braucht da schon den Broadway?
Mary zeigt den Kindern ihre phantastische Welt
Im Haus von Familie Banks herrscht pures Chaos. Sohn Michael, in wechselnden Vorstellungen gespielt von Moritz Maier (elf) und Louis Beurskens (zwölf), und seine Schwester Jane (Caroline van de Sandt, 13) tanzen nicht nur ihrer Mutter (Elisa Schwirtz, 17) auf der Nase herum. Mit ihren frechen Sprüchen haben die beiden schon viele Kindermädchen vertrieben. Vater George (Julian Göbel, 23) kümmert sich kaum um die Kinder, er erwartet von seiner ganzen Familie Disziplin und Ordnung. Also muss ein neues Kindermädchen her. Kaum ist dieser Wunsch ausgesprochen, steht plötzlich eine Dame im Wohnzimmer der Familie, die sich als Mary Poppins (Jasmin Druyen, 18) ausgibt. Die Kinder sind zunächst nicht begeistert von der Neuen, die behauptet, vollkommen ohne Fehler zu sein. Doch das ändert sich, als Jane und Michael in ihre phantastische Welt eintauchen. Ein Spaziergang durch den Park, bei dem die Kinder den Schornsteinfeger Bert (Moritz Delschen, 17) kennenlernen, entwickelt sich zum Beispiel zu einem bunten Treiben, bei dem Statuen lebendig werden und allerhand komische Gestalten auftauchen. In dieser Szene ließ es sich Theater-Leiterin Bartkowiak nicht nehmen, als Königin Victoria an dem großen Tanz teilzunehmen. Für zahlreiche Lacher sorgte während des gesamten Stückes immer wieder der Parkwächter, der mit sächsischem Dialekt sang und für Ordnung sorgen wollte, es aber nie so recht schaffte. Ebenso komisch war das Zusammenspiel der Bediensteten der Familie Banks.
Während aller Szenen wurde eines aber komplett vergessen: Das Alter der Schauspieler, die keinen einzigen falschen Ton anstimmten und keinen Einsatz versäumten. Die magischen Elemente auf der Bühne sorgten vor allem bei den kleinen Zuschauern für Staunen. So zauberte Mary Poppins einen ganzen Hutständer aus ihrer kleinen Tasche oder schwebte federleicht mit ihrem Regenschirm Richtung Himmel. Das Bühnenbild war abwechslungsreich und aufwendig gestaltet. Dank LED-Wand konnten die Hintergründe schnell ausgetauscht werden. Ergänzt wurden die jeweiligen Szenen durch Requisiten wie eine begehbare Treppe oder das Hausdach der Familie, das mal über dem Geschehen schwebte, mal selbst als Kulisse diente. So zum Beispiel während des Liedes „Über die Dächer Schritt für Schritt“, in dem viele Schornsteinfeger auf den Dächern Londons tanzten. Mit Steppschuhen und schnellen Schrittfolgen brachten die talentierten Darsteller die Mooren-Halle zum Beben. Dabei bezogen sie das Publikum mit ein, denn sie verteilten glückbringende Rußflecken auf den Gesichtern der Zuschauer. Am Ende hielt es keinen Gast auf seinem Platz. Belohnt wurden die Darsteller mit minutenlangem Applaus. „Alles, was wir wollen kann passieren, wenn man das Herz am rechten Fleck hat“, so Bartkowiak nach der letzten Vorstellung. „So ist es bei meiner Gruppe und bei den Eltern, die das Bühnenbild gebaut, genäht und geholfen haben.“